Sonntag, 12. September 2010

Kinder, Berge und Monsun

Erst zwei Wochen hier? - manchmal fährt es mir schon ein wenig durch die Knochen. Nicht das ich schon unüberwindliches Heimweh hätte - aber wenn ich abends die unzähligen Erlebnisse und Eindrücke revue passieren lasse, so scheint mir der Abflug aus Zürich schon in weiter Ferne.
Es hat sich viel getan die letzte Woche. Ich habe wieder viel gelernt:
- Um jeden 'Tempel' - welchen es in beinahe allen Dörfern, und seien sie auch noch so arm, gibt - erstreckt sich eine unsichtbarer Kreis. Wen man in ihn eintritt sind die Schuhe bzw. die Flip-Flops auszuziehen - und das kann plötzlich mitten auf einem sandigen Platz sein...
- Die bei uns bekannten Erdnüsse werden hier frisch gegessen. Die Nüsse sind dabei kleiner, ganz weiss, schon fast etwas saftig, knackig - und werden an jeder Strassenecke verkauft.
- Das Palmblatt, auf welchem man in den unzähligen Strassenküchen oder kleinen 'Restaurants' sein Essen serviert bekommt, ist vorgängig mit etwas Wasser und der Hand (natürlich immer nur mit der Rechten ;-)) abzuwischen.
- Mach es an grösseren Busbahnhöfen wie die Inder, wenn es ums Einsteigen in einen Bus geht, sonst stehst du noch Stunden in der sängenden Hitze: Man renne dem Bus schon von der Einfahrt in den Bahnhof hinterher, und versuche möglichst nahe an einen der zwei Eingänge zu gelangen. Danach tritt folgendes phyikalisches Gesetz in Kraft: Wenn einem bis an den Rand gefüllten Hohlkörper noch mehr Masse zugeführt wird so tritt irgendwo Masse wieder aus. Stürme den Bus ohne Rücksicht auf die Austeigenden (denn es ist ja ein Endbahnhof) - ganz klevere schieben sogar einen Sack durch die Gitterstäbe in das Innere um einen gerade frei gewordenen Sitz zu 'reservieren'. :-) Es ist ein herrliches Schauspiel zum zuschauen - zum mitspielen schon weniger... ;-)
- Wenn man schon etwas mit einer indischen Gruppe/Familie bekannt ist und einen Ausflug macht, zeig nie interesse am Fotografieren - sonst ist der Speicher bestimmt nach einer Stude schon voll... Foto hier, Foto da - foto with friend, foto with children, foto with brother, sister and...  ;-)
- Jetzt gerade hab ich gelernt: lass am Abend nie die Türe vom Office offen, wenn du am Computer bist - sonst fliegt dir sicher bald eine Fledermaus bedrohlich nahe um die Ohren... - wie bekomme ich die da wieder raus?? :-( - nun hängt sie da oben am Dach... naja.
- Es gibt frische und gelagerte Kokosnüsse. Die frischen werden gerade vom Verkäufer mit einer Manchete (oder wie schreibt man das?) auf der Strasse aufgeschlagen - nur ganz oben, so dass sich ein kleines Loch ergibt: sie ist randvoll mit einer klaren Flüssigkeit - fast wie Wasser. Nach dem ausschlürfen wird die Nuss noch aufgeschlagen und man kann noch Fruchtfleisch (eine wabbelige Masse) auskratzen. - Die gelagerten Kokosnüsse sind die, welche wir kennen - mit dem etwas aromatischren Saft und auch mehr und schmackhafteren Fruchtfleisch.
- Das Preisniveau hier in Indien ist einfach unglaublich - einige Beispiele: eine dreistündige Busfahrt kostet etwa 30 Rupien (60 Rappen); Samosas (div. fritierte gebäcke) kosten ca 3 - 5 Rupien (ca 10 Rappen); Haare schneiden (nur ich) und Rasieren (David und ich) kostete zusammen 50 Rupien ca 1 Franken!!- und die Haare sind also gut geschnitten! - Vier Chais und ein Essen (Dosa mit Curry) = 40 Rupien (90 Rappen) - nun aber genug der Zahlen.
- Einige Wörter auf Tamil habe ich auch schon gelernt - jeden Tag kommen neue dazu: nandri (danke), vanakum (willkommen - oder auch respektvolle Begrüssung - wobei man beide Handflächen vor der Brust zusammenführt), wanga-wanga (komm, komm), po-po (geh-geh), sabarté (essen - wir allerdings auch anders genannt...), amma, appa, anna, akka... Vater, Mutter, grosser Bruder etc - muss aber wieder nachschauen was was ist...
So nun noch kurz zur Woche: (es ist schon spät)
Habe mehrere Tage mit Lalitha am Raport gearbeitet - es geht nur sehr langsam voran. Diese Woche habe ich nun schon eine ganze Handvoll Projekte gesehen: Evening-Center und Parents-Meeting in Paralipudur, Tailoring-Center in Chatrapatti und Lingavadi - auch wurde mir natürlich das jeweilige Dorf gezeigt - meisst begleitet von einer ganzen Horde Kinder. Von letztem Donnerstag bis heute Sonntag 12. Sept. gingen David und ich noch einen Praktikanten und eine Praktikantin (beides Franzosen) in Bodi besuchen. Diese Stadt liegt etwa 90km im Westen von Madurai - in den Bergen. Es war ein wunderschöner Ausflug - wir genossen die Stadt - fuhren mit Rikschas in die Berge zu einem Fluss (der in der Schweiz hätte sein können) und Disskuterten bis spät abends auf der Dachterasse. - Bezüglich der Sprachen hat mich dieser Ausflug aber wieder verwirrt - es war aber auch schön wieder einmal französisch zu sprechen und zu hören...
Nun sind wir aber wieder zürück im CESCI - etwas müde von der fünfstündigen Reise (für 90km!!)
-und etwas gerädert vom harten Boden dort.
Es regnet nun fast jeden Tag - manchmal weniger manchmal mehr. Hier um Madurai und im CESCI hat es unglaublich viel geregnet. Viele Felder stehen unter Wasser - es bilden sich auf der Strasse Pfützen so gross wie kleine Teiche... Es ist aber eigentlich immer sehr warm, darum ist es gar nicht so unangenehm dieser Regen. Es war und ist sowieso viel zu Trocken für diese Jahreszeit, sagen uns die Menschen hier - es darf also ruhig noch etwas regnen...
Nun freue ich mich also aufs Bett - grüsse euch alle herzlich und hoffe ich komme bald wieder einmal zum Blogschreiben (wird der überhaupt gelesen? - Kommentare posten ist also nicht verboten :-))

E liebe Gruess in d Schwiiz, Georg
PS: Man verzeihe mir die ordografiifeler - bin hundsmüüde und habe denn blog nicht mehr durchgelesen...
PPS: Fotos der letzten Woche folgen die nächsten Tage.

3 Kommentare:

  1. wie siehts eigentlich an der kakerlaken-, ungeziefer-, spinnen- und mückenfront aus? trägst du auch immer brav helle kleidung, damit die malaria-mücke nicht zupiekst? ;-) Lg kim

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  2. Was?? Du willst mit mir kein Französisch reden aber in Indien geht's schon? ;)
    Der Frosch

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  3. Lieber Georg,
    natürlich wird der blog gelesen - wenn auch immer gerade zwei einträge auf einmal ;-)
    ich schick dir nen lieben gruss aus der kalten schweiz ins nasse indien.
    veronika

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Über mich

CESCI Centre for Socio-Cultural Interaction; Majagram • New Natham Road; Chattrapatti P.O. Madurai 625014, Tamil Nadu, India
Indien - ein Land mit viel Herz, grossen Gegensätzen und einer langen Geschichte. - Ich habe die Möglichkeit meine restlichen Zivildiensttage hier im CESCI in Südindien zu absolvieren. Viele Informationen über dieses Center sind auf der Internetseite des Fördervereines verfügbar: www.cesci.ch (--> CESCI-Zentrum). Auf diesem Blog werde ich für alle Interessierten Eindrücke, Fotos, Erlebniessberichte etc. einstellen. Ich freue mich auf Anregungen, Fragen und Kommentare!